Blick über das Mondscheinfilz. Im Hintergrund Himmel und Berge. Im Vordergrund langes braunes Gras: Halme der Rasenbinse

Moorlandschaft

Landschaft wahrnehmen - Moore wertschätzen

Hunderte Millionen Jahre alt und dennoch jung, im Meer versunken und wieder aufgetaucht, aufgefaltet und erodiert. Auch wenn es uns nicht auffällt, die Landschaften der Erde sind einem ständigen Wandel unterworfen.

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Es sind die Weite der Moore und die Silhouette der Berge, die unserer Heimat ihr unverwechselbares Gesicht verleihen. Die Moore wuchsen über die Jahrtausende in Schürfrinnen und an den Ufern der großen Schmelzwasserseen der Eiszeitgletscher.

Mit einem Mooranteil von 11% gehört der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen zu den moorreichsten Bayerns. Wie Perlen auf einer Kette reihen sich die Moore des Tölzer Landes über eine fast ununterbrochene Achse von 30 Kilometern vom Kochelsee bis nach Deining - einmalig in ganz Bayern.

Die Entstehung unserer Moore benötigte biblische Zeiträume. Ihre Geschichte beginnt am Ende der letzten Eiszeit vor rund 12 000 Jahren. Hoch anstehendes Grundwasser und Sauerstoffmangel verhinderten den Abbau abgestorbener Pflanzen: Es bildete sich Torf. Allmählich wuchsen so Niedermoore heran. Über die Jahrtausende wölbten sich die Moore über das Grundwasser auf, Jahr für Jahr lediglich einen Millimeter. Es entstanden Hochmoore, die nur noch vom Regenwasser gespeist, extrem nährstoffarm sind.

 

Jahrhunderte lang fürchtete der Mensch das Moor. Dort gingen böse Geister um, lockten Irrlichter Wanderer an grundlose Stellen. Heute weiß man, dass es ein geheimnisvoller und einzigartiger Lebensraum für hochspezialisierte Arten wie den Sonnentau und die Kreuzotter ist.

Moore sind aber noch weit mehr als nur Lebensraum:

  • Sie speichern wie ein Schwamm gewaltige Wassermengen. Damit schützen sie uns aktiv und völlig kostenlos und tragen zum Hochwasserschutz bei.
  • Zudem binden intakte Moore große Mengen an Kohlendioxid - nehmen aber im entwässerten Zustand eine Schlüsselstellung innerhalb der antthropogenen Treibhausgasbelastung ein.
  • Die Moore sind natürliche Wasserfilteranlagen.

Erst vor rund 150 Jahren begann man der Mensch damit, Moore systematisch zu entwässern und zu „kultivieren". Der Preis der Nutzung war aber hoch: Der Großteil unserer Moore wurde stark geschädigt.


  • Argusbläuling

    Ein Band orange gerandeter, silberblauer Augen säumt die Flügelunterseite des Argusbläulings. Sein Name leitet sich ab von einer griechischen Sage: Der Riese Argus wachte mit hundert  Augen über seine Gefangenen.
    Im Juli findet sich dieser Falter über den wenigen uns verbliebenen Hochmooren, Heiden oder Magerrasen. Spannend ist die Entwicklung seiner Raupe. Im Bau der Schwarzgrauen Wegameise entwickelt sich eine bemerkenswerte Symbiose: Die Ameisen schützen die Raupen vor Fressfeinden und ernähren sich von einem zuckerhaltigen Sekret, das die Raupen ausscheiden.

  • Hochmoorgelbling

    Der Hochmoor-Gelbling ist durch die hell schwefelgelben Flügeldecken mit schwarzen Randbinden und die kleinen schwarzen Flecken auf den Vorderflügeln charakterisiert. Weibliche Tiere haben weiße Flügel und die Randbinden sind unschärfer abgegrenzt.

    Die Raupen ernähren sich ausschließlich von den Blättern der Rauschbeere, die an den Rändern der der noch naturnäheren Hochmoore des Landkreises Bad Tölz - Wolfratshausen wächst. Die Falter selbst finden ihre Nahrung in der Umgebung der Hochmoore, wo es noch blütenreiche Streuwiesen gibt.

    In Oberbayern verzeichneten die Vorkommen des Hochmoor-Gelblings, ein stark gefährdetes Eiszeitrelikt, um das Jahr 2000 extreme Einbußen. Unbeschadet blieben nur wenige Ausnahmen von Populationen in naturnahen oder renaturierten Hochmooren, in denen aufgrund hoher Nässe das Torfmoos besonders gut wächst.

  • Orchideen und Enziane

    Streuwiesen mit herrlicher Blütenpracht

    Orchideen und Enziane in den Mooren vor unserer Haustür? Aber natürlich, Orchideen und Enziane kommen nicht nur in den Tropen bzw. im Gebirge vor, sondern auch gut erhaltenen Mooren des Alpenvorlands, bei ausreichend Wasser und nährstoffarmem Boden. Schon eine einmalige Düngung könnte sie zum Verschwinden bringen. Vom Nährstoffeintrag profitieren vor allem konkurrenzstärkere Pflanzenarten wie Süßgräser und Hochstauden, die die Orchideen und Enziane dann verdrängen würden.

    Aber regelmäßige Mahd und Abtransport des Mähguts sind notwendig. Schon wenige Jahre ohne Mahd würden zu einem Verfilzen und Verbrachen führen. Die dann immer dicker werdenden Horste aus Pfeifengras und die sich ansammelnde Streuschicht aus abgesorbenen Halmen und Blättern würden die empfindlichen Schönheiten unterdrücken und zum Absterben bringen, später würden Büsche und Bäume aufkommen. Deshalb wird die Bewirtschaftung von Streuwiesen staatlich gefördert. Über das Bayerische Vertragsnaturschutzprogramm werden Landwirte und Naturschutzverbände, die Streuwiesen mähen, finanziell unterstützt. Aufwändige Entbuschungsmaßnahmen nach langjähriger Brache werden über Landschaftspflegemittel des Freistaates bayern und der Europäischen Union gefördert.

    Streuwiesen sind Nasswiesen oder Moorwiesen, die traditionell einmal jährlich im Herbst gemäht werden. Ihren Namen haben sie von der Verwendung des Mähguts als Einstreu im Stall. Als Heu zum Verfüttern ist das Mähgut nicht geeignet, denn es hat nur einen geringen Futterwert und enthält viele harte Stängel. Im stroharmen Alpenvorland waren Streuwiesen lange Zeit unentbehrlich für die Stallhaltung von Vieh.

    Streuwiesen sind Rückzugsraum für seltene, oft vom Aussterben bedrohte Pflanzen und Tiere, wie z. B. den Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling. Im Vergleich zu 8 bis 15 Arten auf intensiv genutztem Grünland, ist die Anzahl auf Streuwiesen mit 70 bis 90 Arten um ein Vielfaches höher. Die späte Mahd lässt die Samen aller Blumen ausreifen, und am Boden brütende Vögel können hier ihre Jungen großziehen.

    Streuwiesen sind ein typisches, wenn auch selten gewordenes Element der heutigen Voralpenlandschaft. Sie beeindrucken besonders durch ihre Blütenfülle über zahlreiche Monate hinweg. Im Herbst heben sie sich durch ihre kupferfarbene Tönung von der grünen Umgebung ab.

    Durch Umstellung der Viehhaltung auf Güllewirtschaft ist der Streubedarf in den letzten Jahrzehnten massiv zurückgegangen. Etwa 80 bis 90 Prozent der ehemaligen Streuwiesen sind inzwischen verbuscht, aufgeforstet oder durch Entwässerung und Düngung in Wirtschaftsgrünland umgewandelt worden. Infolgedessen sind Streuwiesen inzwischen stark bedrohte Biotope. Ihre hohe Bedeutung für den Artenschutz wurde erst in den letzten Jahrzehnten erkannt. Inzwischen sind sie als Biotope gesetzlich geschützt.

  • Kreuzotter

    Die Kreuzotter ist stark gefährdet, weil sie lange verfolgt wurde und ihre Lebensräume und Nahrungsangebot stark zurückgehen. Sie frisst hauptsächlich Kleinsäuger wie Mäuse, außerdem Eidechsen und Frösche.

    Selten ist sie an Wegrändern vor naturnahen Mooren und Wäldern zu beobachten, wo sie sich sonnt. Zu befürchten haben wir Menschen nichts vor ihr - Kreuzottern sind scheu und flüchten bei Gefahr. Sie beißen nur zu, wenn man unversehens in hoher Vegetation auf sie tritt oder sie in die Enge treibt. In der Regel ist ihr Biß für den Menschen ungefährlich.

    Sie wird in der Regel 50 - 70 cm lang und kann grau, braun, kupfer oder schwarz gefärbt sein. Außer bei den schwarz gefärbten Exemplaren ist das dnukle Zickzack-band auf dem Rücken das auffälligste Merkmal.

  • Sonnentau

    Insekten aufgepasst ....

    Der Name „Sonnentau“ kommt von den klebrigen Tropfen, die an der Spitze der Tentakeln auf den Blättern ausgeschieden werden. Bei Berührung mit den Tentakeln werden kleine Insekten festgehalten. Das Blatt krümmt sich ein. Nach mehreren Tagen ist die Verdauung beendet, nur der Chitinpanzer des Insekts bleibt übrig. Über diese Strategie deckt die Pflanze ihren Nährstoffbedarf im Hochmoor, das bis zu 97 % aus Regenwasser besteht und daher sehr nährstoffarm ist.

    Wer einen Sonnentau finden will, muss genau hinschauen. Er bleibt mit seiner Blattrosette von 3 bis 15 cm Durchmesser eng dem Boden angeschmiegt. Auch die von Juni bis August zu sehenden weißen Blütchen können leicht übersehen werden.

  • Torfmoose

    Wasser speichern, Torf bilden, Klimagase binden - keine leichte Aufgabe für die Torfmoose

    Torfmoose sind die Haupttorfbildner. Sie benötigen nur die wenigen Nährstoffe, die sie mit dem Regenwasser erhalten. Sie nehmen große Mengen Wasser auf, bis zum 30fachen ihres Trockengewichts. Sie wachsen unentwegt nach oben weiter, während die unteren Teile absterben und vertorfen. Dabei werden sie nur unvollständig zersetzt, so dass selbst in Jahrtausenden alten Mooren die Pflanzenreste noch bestimmt werden können. Sogar im bereits abgestorbenen Zustand speichern sie in besonders dafür geeigneten Zellen und zwischen den abgelagterten Torfschichten Wasser. In den oberen Dezimetern verdunstet das Wasser immer wieder, die Torfmoose trocknen aus, viele Zwischenräume sind zeitweise lufterfüllt und stehen als reversible Speicherräume für Niederschlagsereignisse bereit.

  • Wollgras

    Das Scheidige Wollgras kommt ausschließlich im Hochmoor vor. Während es oft unbemerkt zwischen den letzten Schneeresten im März blüht, fallen ab Ende April die weiß leuchtenden Fruchthaare auf. Da die Haare innen hohl sind, reflektieren sie das Sonnenlicht besonders gut. Sie ermöglichen den Samen Flugweiten von mindestens 10 km.

     

    Wollgras erscheint als Erstbesiedler nach Renaturierungsmaßnahmen auf offenen Torfböden. Die weichen Haare wurden in früheren Zeiten unter anderem als Wundwatte, Kopfkissenfüllung oder für Kerzendochte verwendet. Die verwitternden Blätter und Stängel sind ein wichtiger Bestandteil des Hochmoortorfes. Im Gegensatz zu den Wollgras-Arten in Flachmooren hat das Scheidige Wollgras nur ein aufrechtes Blütenköpfchen.