Teil 1 - Wo der stattliche Huchen in Gumpen lauert

„Warum dürfen wir die Isar erst ab dem 1. Juni mit dem Boot befahren?“, werden sich so manche Erholungssuchende mit dem Blick auf die neue Bootsfahrverordnung für die Isar gefragt haben. Beantworten kann man diese Fragen mit einem Blick auf hochbedrohte Tierarten, die im und am Fluss eine ihrer letzten Refugien in Bayern haben. Darunter viele heimische Fischarten, denen die Beschränkungen zugutekommen, besonders aber dem größten Isarbewohner, dem Huchen. Er liebt strömungsreiches, klares Wasser und hat in der Isar zwischen Bad Tölz und Schäftlarn noch einen geeigneten Lebensraum, wo er sich natürlich vermehren kann.

Der Huchen gehört ebenso wie Forelle und Saibling  zu den Lachsfischen. Er kann bis zu
150 cm groß und bis zu 30 kg schwer werden. Somit ist der Huchen weltweit der größte Lachsfisch, der sich ständig im Süßwasser aufhält und hier seine Beute jagt: Vor allem Fische, aber auch Krebse, Frösche und kleine Wasservögel.

Leider sind für den Giganten des Flusses geeignete Lebensräume in Deutschland sehr selten geworden. Durch die sogenannte FFH-Richtlinie (Fauna-Flora-Habitat) wird der Huchen europarechtlich geschützt und befindet sich auf Stufe 3 der Roten Liste für Bayern, auf der bundesdeutschen Liste ist er mit 1 als „vom Aussterben bedroht“ eingestuft.

Doch warum ist der Huchen so gefährdet? Verbaute und begradigte Flüsse machen es ihm schwer. Hinzu kommt sein hoher Anspruch an sauerstoffreiches, eher kaltes Wasser und einen strukturreichen Lebensraum: Also vielseitige Flussbereiche mit unterschiedlichen Wassertiefen und Fließgeschwindigkeiten. Sauberer und lockerer Kies an der Gewässersohle ist zum Ablaichen unverzichtbar.

Ursprünglich im Donaueinzugsgebiet vorkommend und daher als „Donaulachs“ bezeichnet, findet der Huchen heute nur noch drei Flussabschnitte, in denen er selbsterhaltend ist. Das heißt: Hier sind die Fischbestände noch nicht auf künstlichen Besatz durch den Menschen angewiesen. Neben zwei Flüssen im Bayerischen Wald gilt dies für die Isar zwischen Bad Tölz und Schäftlarn mit Schwerpunkt in der Pupplinger und Ascholdinger Au. Deshalb hat der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen innerhalb Bayerns auch die Hauptverantwortung für den Erhalt dieser Art.

„Wer einmal die Gelegenheit bekommt, die imposanten Tiere beim Laichen in ihrer Laichgrube zu beobachten, wird vom Huchen begeistert sein und auch erkennen, dass es wichtig ist, seine angestammten Lebensräume zu erhalten“, erklärt Joachim Kaschek, Fachkraft für Naturschutz am Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen.

Während Altfische schon aufgrund ihrer Größe  tiefe Einstände, also auch Gumpen, benötigen, sind die Jungfische auf eher langsam fließendes, seichtes Wasser angewiesen, um nicht weggespült zu werden. Störungsanfällig sind Huchen während der Laichzeit. Gezielt suchen sie oft über viele Jahre immer die gleichen Plätze im Fluss auf und bauen mit Schlägen der Schwanzflosse bis zu 20 Quadratmeter große Laichgruben, in die sie dann ihre Eier ablegen. Besonders in den ersten Lebensmonaten wenn sich die noch kleinen Jungfische in Flachwasserbereichen aufhalten, können unbeabsichtigte Störungen unnötige Verluste verursachen. Gerade um das zu vermeiden, sollten Erholungssuchende ihr Boote im seichten Wasser auch nicht hinter sich her ziehen und so durch „die Kinderstube“ des Huchens marschieren.