Biotopkartierung

Der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen hat bayernweit die meisten Moore und Streuwiesen.

Die Biotopkartierung ist eine Bestandsaufnahme und gibt einen Überblick über Lage, Verbreitung, Häufigkeit und Zustand der ökologisch wertvollen Lebensräume in Bayern nach einem bayernweit einheitlichen Standard. Die Kartierung und Bewertung der Biotope bilden wichtige Grundlagen für den Vollzug des Naturschutzgesetzes und für den Vertragsnaturschutz. Es ist weder die Aufgabe der Biotopkartierung noch besteht mit ihr die rechtliche Möglichkeit, Flächen unter Schutz zu stellen oder Grundstücksbesitzern bestimmte Bewirtschaftungsweisen vorzuschreiben. Sie ist eine Bestandsaufnahme und gibt Empfehlungen. Rechtliche Einschränkungen für Grundstücksbesitzer resultieren aus dem Bundesnaturschutzgesetz und dem Bayerischen Naturschutzgesetz und Schutzgebietsverordnungen unabhängig von der Biotopkartierung. Koordiniert wird die landesweite Biotopkartierung vom Bayerischen Landesamt für Umwelt.

 

Von der Fläche des Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen (111.181 ha)

wurde die Hälfte im Rahmen der Flachlandkartierung (57.873 ha),

der zweite Teil im Rahmen der Alpenbiotopkartierung (53.308 ha) bearbeitet.

 

Im ersteren Fall wurden 14,8 % (8.542,4 ha) des kartierten Anteils, im zweiten Fall 16,2 % (8.640,8 ha) als ökologisch wertvolle Biotope erfasst. Die kartierte Fläche setzt sich im Flachland aus 1.096 Biotopen (3.782 Teilflächen) und in den Alpen aus 773 Biotopen (2.013 Teilflächen) zusammen. Damit liegt der Landkreis weit über dem Landesdurchschnitt von 3,8 %.

 

Die Kartierung wurde von insgesamt fünfzehn Kartierern durchgeführt, die überwiegend als Diplombiologen oder Diplomingenieure für Landespflege ausgebildet sind.

 

Zu den wertvollsten Bereichen im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen gehören die zahlreichen Moore und Streuwiesen. Der Landkreis besitzt in Bayern die größten Bestände dieser Lebensraumtypen. Eine Spitzenstellung unter ihnen nehmen der Ellbach-Kirchseemoor-Komplex und die Loisach-Kochelseemoore ein.

 

Bemerkenswert im Landkreis sind außerdem die naturnahen Wälder im Bereich der Kocheler Berge wie zum Beispiel am Nordabfall der Benediktenwand und im Umfeld des Herzogstands.

 

Zu den schönsten Alpentälern in Bayern zählt das Jachental mit seiner vielgestaltigen Kulturlandschaft und einem Nebeneinander von nassen und trockenen Standorten wie Mooren oder Buckelwiesenfluren. Die Jachen selbst hat ihren ursprünglichen Wildflusscharakter noch weitgehend behalten.

 

Der bekannteste Fluss im Landkreis, die Isar, besitzt trotz der durch Wehre eingeschränkten Flussdynamik die ursprünglichste und besterhaltene Umlagerungsstrecke einer alpinen Wildflusslandschaft in Bayern. In der Auenlandschaft kommen außerdem besonders hochwertige Trockenlebensräume, wie die großflächigen Schneeheide-Kiefernwälder oder Kalkmagerrasen der Pupplinger und Ascholdinger Au vor.

 

Das Gebirgsmassiv des Karwendels im Süden des Landkreises bildet einen eindrucksvollen Gegensatz zu den sanfter geformten Hügeln des Voralpenlandes. Charakteristisch sind tief eingeschnittene Schluchtsysteme wie z.B. von Stuhlbach, Röthelklamm oder Fischbach. Die Hochlagen von Demmeljoch und Schafreuter beherbergen besonders wertvolle alpine Lebensraumkomplexe aus Latschengebüschen, Felsfluren und Schneetälchengesellschaften. Eine Vielzahl von alpinen Pflanzenarten ist hier heimisch. Bemerkenswerte Vogelarten wie Alpenschneehuhn oder Steinadler finden hier als Brutvögel noch einen Lebensraum.