Königsdorfer Weidfilz

Renaturierungsprojekt Königsdorfer Weidfilz

 

Weidfilz mit Kirche

Abb. 1: Königsdorfer Weidfilz (B. Weis)

 

Gebietsbeschreibung

 

Vor den großflächigen Abbau- und Kultivierungstätigkeiten zählten die Moore um Königsdorf zu den größten Hochmoorkomplexen der gesamten schwäbisch-bayerischen Hochebene. Das Weidfilz mit rund 250 Hektar stellt dabei das größte verbliebene Hochmoor dar. Aufgrund dieser Flächenausdehnung wird es als landesweit bedeutsames Moorgebiet eingestuft (StMUGV 1997). Es unterliegt außer dem Artikel § 30 BNatSchG keinem weiteren Schutzstatus.

 

Weidfilz Karte

Abb. 2: Das Weidfilz befindet sich ca. 500 m westlich der Ortschaft Königsdorf an der Staatsstraße 2064

Quelle: ATKIS® DTK200-V, © Bundesamt für Kartographie und Geodäsie 2003

 

Weidfilz historische Karte

Abb. 3: Ausdehnung der Moore um Königsdorf, Bay. Königliches Vermessungsamt 1812

 

Im Weidfilz fand eine intensive Nutzung statt. Ein industrieller Torfabbau erfolgte für wenige Jahre nach dem 1. Weltkrieg (Torfkoksherstellung) und nochmals für einige Jahre nach dem 2. Weltkrieg. Anschließend wurde Torf im Handverfahren noch bis etwa 1970 abgebaut. Drei große Baggergräben (bis 50 m breit) und ein flächiges Schlitzgrabensystem durchziehen heute das Hochmoor. In Teilbereichen hat die Bewaldung durch die Austrocknung und Mineralisierung stark zugenommen. Der Torfkörper ist in 50 Jahren ca. 1 Meter geschrumpft. Trotz dieser Beeinträchtigungen besitzt das Königsdorfer Weidfilz noch große offene Hochmoorflächen und sehr gute Voraussetzungen für eine Renaturierung.

1909 wurde im Weidfilz beim Torfstechen ein Schwert aus der Bronzezeit gefunden, das heute im Museum für Vor- und Frühgeschichte in München besichtigt werden kann.

 

Bedeutende Tier- und Pflanzenarten

 

Vögel: Braunkehlchen, Schwarzkehlchen, Waldschnepfe, Bekassine (Durchzug)

Insekten: Libellen, z.B. Kleine Moosjungfer, Sibirische Winterlibelle, Arktische Smaragdlibelle und Tagfalter, z.B. Moor-Wiesenvögelchen und Randring-Perlmutterfalter

Reptilien: Kreuzotter

Pflanzen: Sonnentau, Rosmarinheide, Glockenheide, Blumenbinse

 

Naturschutz-Ziele

 

Von der Lenkungsgruppe Tölzer Moorachse wurde das Weidfilz als Referenzmoor für eine Renaturierung im Landkreis ausgewählt. Nach umfangreicher Überzeugungsarbeit bei den 11 Eigentümern, u.a. durch die Gemeinde Königsdorf, wurde eine Fläche von rd. 20 Hektar wiedervernässt. Träger des Projekts war der Landkreis, dem Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V., Kreisgruppe Bad Tölz-Wolfratshausen (LBV) wurde die fachliche Ausführung übertragen. Insgesamt wurden rund 300 Torfwälle zum Verschluss des Schlitzgrabensystems angefertigt. Bereits nach 3 Wochen waren die Arbeiten abgeschlossen und es kehrte wieder Ruhe ins Gebiet ein.

 

Weidfilz Moorbagger 2 Weidfilz Moorbagger 1

Abb. 4: Partieller Grabenanstau durch Torfwälle, Baufirma Maxl, Eurasburg

 

2008 konnte eine Streuwiese im Randbereich des Hochmoores vom LBV erworben werden, die von Aktiven entbuscht wurde und jetzt wieder als Lebensraum für seltene Schmetterlinge dient.

Für eine Fortführung des Projektes war es erforderlich, genaue Gebietskenntnisse einzuholen. Eine umfassende Renaturierungsplanung wurde vom LBV im Auftrag des Landesamtes für Umwelt erstellt. Die Realisierung der vorgeschlagenen Maßnahmen hängt von der Bereitschaft der privaten Flächeneigentümer ab. Deshalb leisten die LBV-Gebietsbetreuerin und die Moorschutzkraft an der Unteren Naturschutzbehörde umfangreiche Überzeugungsarbeit. Im Rahmen des Klimaschutzprogramms 2020 des StMUGV konnten rund 15 ha Moorfläche gesichert werden (Kauf durch Landkreis sowie Grunddienstbarkeit).

Eine Fortführung der Renaturierung unter Begleitung der Lenkungsgruppe Tölzer Moorachse und mit finanzieller Unterstützung des NABU Moorschutzfonds Deutschland soll alsbald auf rund 60 Hektar durchgeführt werden.

 

Birgit Weis,

Dipl.Ing. Forstwirtschaft (FH)

Gebietsbetreuerin Loisach-Kochelsee-Moore und Isar

Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V.