Eglinger Filz

Ein Renaturierungsprojekt der Kreisgruppe Bad Tölz-Wolfratshausen des Landesbundes für Vogelschutz in Bayern e.V.

Gebietsbeschreibung:

Die eiszeitlich geprägte Moränenlandschaft in Südbayern war einst durch ausgedehnte Moorgebiete gekennzeichnet, die jedoch zur Torfgewinnung häufig trockengelegt wurden. Hochmoore wie das Eglinger Filz werden ausschließlich durch Regenwasser gespeist. In Bayern werden sie meist als Filze bezeichnet.

Die Eglinger Moorsenke ist mit einer Fläche von mehr als 200 Hektar der größte zusammenhängende Moorkomplex des nördlichen Landkreises. Aufgrund der vielen vorkommenden Arten und der enormen Flächengröße zählt das Eglinger Filz zu den landesweit bedeutsamen Moorgebieten.

Auch dieses Moor blieb nicht von einer Entwässerung verschont. Von 1960 bis 1977 wurde im Eglinger Filz maschinell Torf abgebaut. Die Folgen sind heute noch deutlich sichtbar: Ein ca. 400 Meter langer Torfstich durchzieht die Hochmoorfläche und ihr südlicher Teil wurde völlig zerstochen. Trotz dieser starken Eingriffe und der schleichenden Austrocknung waren die Voraussetzungen für eine Wiedervernässung gut, da noch ein mächtiger Hochmoorkörper von bis zu sechs Metern vorhanden war.

Der LBV baute bei der Renaturierung des benachbarten Spatenbräufilzes gute Kontakte zu Gemeinden, Behörden und Eigentümern auf. So konnte auch das Kloster Schäftlarn als größter Eigentümer im Eglinger Filz für eine Renaturierung gewonnen werden.

Grossansicht in neuem Fenster: Eglinger Filz Große Moorjungfer

 

Schützenswerte Lebensgemeinschaften und Lebensräume:

• Hochmoor

• Übergangsmoor

• Streuwiesen

• Nass- und Feuchtwiesen

• Mooshamer Weiherbach

 

Bedeutende Tier- und Pflanzenarten:

Vögel: Baumpieper, Bekassine

Insekten: Libellen wie Große Moosjungfer, Kleine Moosjungfer, Kleiner Blaupfeil und Tagfalter wie Riedteufel und Mädesüß-Perlmutfalter

Pflanzen: Strauchbirke, Rosmarinheide, Schnabelried, Sonnentau, Sumpf-Glanzkraut

 

Eglinger Filz LagekarteLage des Gebiets:

Das Eglinger Filz befindet sich ca. 1 km südlich der Ortschaft Egling im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen.

 

Status:

z.T. FFH-Gebiet 8135-371 „Moore zwischen Dietramszell und Deining“ sowie Landschaftsschutzgebiet „Eglinger und Ascholdinger Filze“

 

Größe des Hochmoores:

ca. 55 ha

 

Eglinger Filz StauwehrNaturschutz-Ziele des LBV:

2002 wurde vom LBV eine umfassende Renaturierungsplanung im Auftrag der Regierung von Oberbayern erstellt und im Herbst 2003 begann die Umsetzung auf knapp 40 Hektar. Hauptziel war die Wiederherstellung des natürlichen Moorwasserspiegels durch Wiedervernässung des rund sechs Kilometer langen Grabensystems. Rund 110 Torfwälle und zehn Stauwehre aus Stammholz und Torf wurden von einem Moorbagger angelegt. Das Stammholz wurde am Moorrand gefällt. Im großen Torfstich wurden zum Wasserrückhalt drei mächtige Torfwälle (bis zu 30 Meter lang) in präziser Baggerarbeit angefertigt.

Bereits wenige Wochen nach der Wiedervernässung liefen die Gräben mit Regenwasser voll. Der Wasserspiegel hat sich seitdem deutlich erhöht und die hochmoortypische Vegetation, wie z.B. Torfmoose begann im Laufe der Jahre wieder zu wachsen. Das Eglinger Filz gilt unter Experten als bayernweit herausragendes Beispiel für eine erfolgreiche Hochmoor-Renaturierung.

Zwei an das Hochmoor angrenzende ehemalige Streuwiesen wurden aufwändig entwaldet. Sie werden jetzt wieder jährlich im Herbst gemäht und das Mahdgut als Einstreu in Ställen verwendet.

Im großen Torfstich ist Schwingrasenvegetation entstanden, wo sich die bereits vorhandene Libellenfauna weiter ausbreiten konnte.

 

Eglinger Filz Torfmoose   Eglinger Filz Hoher Besuch

Weiterführende Informationen und Links:

LBV-Kreisgruppe Bad Tölz: www.lbv-toel.de/Eglingerfilz.htm

LBV-Vortrag Hochmoorrenaturierung in Bayern: http://ecosurvey.de/Vortraege/Weis_Praktische%20Hochmoorrenaturierungsbeispiele%20BY.pdf

Stand: September 2012

 

Eglinger Filz Renaturierung 2016

Das Eglinger Filz besticht im Nordteil durch die große offene Moorlandschaft, in der ein rund 4 ha großer Torfstich liegt, der reich an stehendem Totholz ist. Durch Renaturierungsmaßnahmen, die bereits 2003 durchgeführt worden sind, wurden die im Torfstich aufgewachsenen Moorbirken überstaut und starben ab. Heute sind sie wertvoller Lebensraum für totholzbewohnende Insekten, Vogelarten, denen sie als Brut- und Nahrungsraum dienen und viele andere Tiere und Pflanzen.

2003 war der Damm, der das Wasser im Torfstich zurückhielt, nach dem Stand der damaligen Technik nur aus Torf errichtet worden. Nach wenigen Jahren stellten sich, durch Bisamaktivitäten forciert, Undichtigkeiten ein. LBV-Aktive hielten über einen Zeitraum von etwa 10 Jahren den Damm durch händische Ausbesserungen instand.

Über das ‚Klimaprogramm Bayern 2050 – Moore‘ (KliP) bereitete das Landratsamt 2015 die dauerhafte Absicherung des durchlässigen Dammes mittels einer 73 m langen Spundwand und den Bau sechs weiterer Dämme in einem benachbarten Torfstich vor.

Mit einem nur 5 Tonnen schweren kettenbereiften Bagger und mehreren Dumpern setzte die Baufirma ‚ABE Landschaftspflege‘ die Arbeit auf dem schwierigen Baugrund im Februar 2016 bodenschonend um.

Fa. ABE Einrammen Spundwände

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Firma ABE beim Einrammen der Spundwand mittels Vibrationsrüttler (Foto C. Siuda)

Die Wasserrückhaltung ist nun durch die Spundwand und über einen mit basenarmem Gestein bewehrten Überlauf abgesicherte, der Wasserspiegel im Vergleich zum alten Damm um 6 cm erhöht und um den Anstau des nach Osten angrenzenden kleineren Torfstichs erweitert.

Grossansicht in neuem Fenster: Einbau Holzgerüste für Dämme

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 Einbau der Holzgerüste für die Dämme im kleineren, nach Osten anschließenden Torfstich (Foto E. Pleyl)

 

Der Moorwasserstand ist in einem Umgriff von 5,3 ha optimiert worden. Durch die Vermeidung der Torfzersetzung im wiedervernässten Bereich wird eine Verringerung der Klimabelastung in Höhe von gut 88 t CO2 jährlich erreicht.

Grossansicht in neuem Fenster: mit Flussbausteinen abgesicherter Überlauf

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 Blick auf die Spundwand und den mit Flussbausteinen abgesicherten Überlauf in Richtung Torfstich (Foto E. Pleyl)

 

Elisabeth Pleyl, Gebietsbetreuerin Loisach-Kochelsee-Moore am ZUK und Moorfachkraft zur Umsetzung des Klimaprogramm Bayern 2050 – Moore an der unteren Naturschutzbehörde des Landratsamts Bad Tölz – Wolfratshausen

Stand: Dezember 2016