The photo shows a pile of newspapers with a flowering plant on the right in the background

Press release


vom 24.07.2025, Nr. 124

Vor Ort-Termin: Geplante Renaturierung der ZUK-Flächen in den Loisach-Kochelsee-Mooren

Zentrale Botschaft: Moorschutz braucht verlässliche Finanzierung

Decorative picture

Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen/Benediktbeuern. Die Lenkungsgruppe Tölzer Moorachse (TMA) hat am Freitag, 18. Juli 2025 in die Loisach-Kochelsee-Moore eingeladen. Mit dabei waren neben dem Landrat auch der Stimmkreisabgeordnete Thomas Holz (MdL) und Anton Ortlieb, erster Bürgermeister Benediktbeuern. Ziel waren Moorflächen, auf denen die Wiederherstellung des natürlichen Moorwasserstands geplant ist.

Landrat Josef Niedermaier begrüßte und betonte, dass der Moorschutz mit geringem Mitteleinsatz sehr effektiv für den Klimaschutz arbeite. Da der Freistaat Bayern seine Ziele hier noch lange nicht erreicht habe, sei eine gemeinsamen gesellschaftlichen Finanzierung unabdingbar. Daher appelliert er an die Politik, den kooperativen Naturschutz nicht zu schwächen, sondern unbedingt gestärkt weiterzuführen. „Natur- und Umweltschutz dürfen nicht als nachrangige Aufgaben behandelt werden. Sie sind Staatsziel – und sie dienen allen Bürgerinnen und Bürgern in Bayern.“

Besichtigt wurden ein vorentwässertes über sechs Hektar umfassendes Hochmoor, das vom Zentrum für Umwelt und Kultur im Kloster Benediktbeuern e. V. (ZUK) vor zwei Jahren mit Hilfe staatlicher Fördermittel und einer zweckungebundenen Spende der Hans-Weber-Stiftung erworben werden konnte. Sobald die staatliche Förderung bereitgestellt wird, will das ZUK dort die Gräben verschließen, damit das Regenwasser nicht schnell weggeleitet und der wertvolle Moorstandort hinsichtlich Biodiversität und Klimaschutz bewahrt und optimiert wird. Das ZUK hofft, dass im Jahr 2026 ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung stehen, um den Moorwasserstand auf der vorgestellten Fläche zu sanieren.

Moorschutz als zentraler Teil des LNPR in Bayern braucht verlässliche Finanzierung

MdL Thomas Holz ist als Mitglied des Landtagsausschusses für Umwelt und Verbraucherschutz der Erhalt der Natur im Tölzer Land und die gute Zusammenarbeit zwischen Naturschutz und Landwirtschaft ein besonderes Anliegen: „Den Mitgliedern der Tölzer Moorachse gelingt Naturschutz. Durch Jahrzehnte lange enge Zusammenarbeit mit den Landnutzern werden die Projekte gemeinsam vorbereitet und umgesetzt. Dass dafür auch ein Mindestmaß an finanziellen Mitteln zur Verfügung stehen muss, ist selbstverständlich, dafür setze ich mich gerne ein. wenn auch klar ist, dass viele Belange um diese Mittel konkurrieren.“ Bürgermeister Anton Ortlieb wies auf den großen Wert der Moorflächen hin, den die Moorflächen im Gemeindegebiet auch für die Erholung und das Naturerleben haben. Er betont, dass Landwirte auch Flächen für die Moorrenaturierung einbringen können, die sie in ihrem Betrieb behalten.

MdL Harald Kühn war zwar verhindert, doch ist auch er überzeugt: „Der Einsatz der Bayerischen Moormanager und Moormanagerinnen für den Erhalt der Moore bringt vielfache Synergien mit sich und erzielt damit in der Gesellschaft sehr positive Resonanz“. Mittlerweile arbeiten 20 Moormanager und Moormanagerinnen in Oberbayern an der Umsetzung der Moorrenaturierung mit Hilfe der LNPR. Doch den für 2025 beantragten Moor-Projekten konnte nur ein Anteil von deutlich weniger als ein Zehntel der benötigten Mittel gewährt werden. Nun hoffen die Vertreter der Moorachse, dass im nächsten Doppelhaushalt des Freistaats Bayern genügend Mittel in der Landschaftspflege- und Naturparkrichtlinie (LNPR), dem Förderprogramm des Freistaats Bayern für Naturschutzprojekte, Mittel vorgesehen werden.

LNPR in Bayern

Im Jahr 2024 wurden über die LNPR für die Umsetzung von Moor-Wiedervernässungen und für weitere Landschaftspflegemaßnahmen rund 60 Millionen Euro an Fördergeldern in Bayern investiert. Für die Fortführung dieser Arbeit und um die durch die Staatsregierung selbst gesteckten Ziele annähernd zu erreichen – das betrifft den Moorschutz wie den Erhalt und die Optimierung weiterer Lebensräume (z. B. Streuobstflächen) – sind nach einer Berechnung des Deutschen Verbands für Landschaftspflege (DVL) für das Jahr 2025 und in den Folgejahren jeweils rund 120 Millionen Euro jährlich notwendig. Walter Wintersberger, Kreisvorsitzender des Landesbundes für Vogel- und Naturschutz (LBV): „Unsere Ehrenamtlichen bringen sehr viele Arbeitsstunden für den Erhalt der Moore im Landkreis ein. Damit Eigentümer ihre Moorflächen zur Verfügung stellen, sind Mittel nötig. Nur dann können wir auf diesen Flächen Arbeitseinsätze durchführen und die seltenen Tier- und Pflanzenarten auf unseren Moorflächen durch Wasserstandsanhebung und Pflege offener Landschaftsräume erhalten. Eine Vielzahl an Libellen, Falterarten, Vögeln, Fledermäusen, Blütenpflanzen, Moosen und Farnen stellen sich auf den Flächen ein, auf denen wir tätig sein können.“

Bayerns kooperativer Naturschutz: ein bewährtes Konzept

Die LNPR-Fördermittel sind neben dem Vertragsnaturschutzprogramm (VNP) das Rückgrat des kooperativen Naturschutzes in Bayern. Dieses Modell, das Freiwilligkeit und regionale Kooperation in den Mittelpunkt stellt, hat sich über Jahre hinweg bewährt, bestätigt Benedikt Zangl, Vertreter der Landwirte im Gremium der TMA: „Mit jedem Eigentümer wird das Gespräch gesucht. Durch den offenen Austausch zwischen Naturschützern und Landwirten gelingt uns Moorschutz. In Zeiten globaler Krisen und knapper Mittel darf der Natur- und Umweltschutz nicht in den Hintergrund treten. Eine intakte Natur ist unsere Lebensgrundlage, heute ebenso wie für die kommenden Generationen.“

Tölzer Landkreis in besonderer Verantwortung

Im Landkreis liegt der Anteil an Moorboden bei 12 %. Damit trägt der Landkreis eine besondere Verantwortung für das Gelingen der bayerischen Moorstrategie. Zentral dabei ist die Wiedervernässung. Walter Wintersberger (LBV) sagt dazu: „Zuverlässige Zusammenarbeit mit den Grundbesitzern, Verbänden und Behörden ist Voraussetzung für das Gelingen von Moorschutzprojekten. Dafür sind die Jahrzehnte währende Zusammenarbeit in der Tölzer Moorachse und die Kontinuität im Personal grundlegend. Wenn erworbenes Wissen und Vertrauen nicht mit einer zeitlich befristeten Projektstelle verloren geht, wird unterm Strich mehr gespart. Hier ist die Staatsregierung gefordert, sich einzubringen.“ Freistaat, Kommunen und Verbände setzen sich hierfür gemeinsam ein. Die Hauptlast der Finanzierung liegt beim Freistaat. Der Landkreis hat für Ankauf und Anpachtung für die hydrologische Sanierung von Moorflächen in den zurückliegenden 15 Jahren 147.300 € an Eigenmitteln aufgewendet.

Die Tölzer Moorachse (TMA)

Die TMA ist ein Zusammenschluss der örtlichen im Naturschutz tätigen Vereine und Verbände, Vertretern der unteren und höheren Naturschutzbehörde, dem Landrat und einem Vertreter der Bauern. Der TMA gelingt es seit 23 Jahren, gemeinsam mit Flächeneigentümern Konzepte für den Moorschutz vor Ort zu entwickeln, Flächen zu sichern und Maßnahmen durchzuführen. Mitglieder: Landrat Josef Niedermaier, Benedikt Zangl als Vertreter des Bayerischen Bauernverbands, Pater Karl Geißinger und Joachim Strobel vom ZUK, Achim Rücker als Vertreter vom Bund Naturschutz (BN), Sabine Tappertzhofen und Walter Wintersberger als Geschäftsstellenleiterin bzw. Kreisvorsitzender des Landesbundes für Vogel- und Naturschutz, Markus Henning als Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbands Bad Tölz- Wolfratshausen e. V. (LPV), die Moormanager Florian Hartwich und Elisabeth Pleyl sowie Anne Nowottnick in Vertretung von Vroni Feichtinger von der höheren Naturschutzbehörde bei der Regierung von Oberbayern sowie Franz Steger von der unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt. Gemeinsam mit den Initiativen der Bayerischen Staatsforsten konnte landkreisweit bislang auf 372 ha Moorflächen der natürliche Moorwasserstand wiederhergestellt werden. Damit werden rund 6.700 t CO2 jährlich eingespart.

LNPR-Mittel kommen direkt bei den Menschen an

Markus Henning (LPV) erklärt: „Ein Großteil der LNPR-Mittel fließt direkt zu den Akteuren vor Ort, den Landwirten, Grundstückseigentümern und regionalen Dienstleistern. Damit sind diese Mittel ein regionaler Wirtschaftsfaktor. So zählt zu den Grundfesten des in Bayern auf Freiwilligkeit und Kooperation fußenden Naturschutzes, dass den Bauern Leistungen aus den LNPR-Mitteln wie auch aus dem Bayerischen Vertragsnaturschutz für Ihren Arbeitseinsatz zur Erhaltung der Streuwiesen und weiterem artenreichen Grünland gewährt werden.“

Naturschutz ist Zukunftsvorsorge

Vom Moorschutz profitieren nicht nur die seltenen Tier- und Pflanzenarten, auch die Kühlung des regionalen Klimas, Grundwasserneubildung und vorbeugender Hochwasserschutz gehen mit der Renaturierung von Mooren einher. Die Torfzersetzung, die auf trockenen Moorstandorten durch Mikroorganismen einsetzt, wird durch die Sanierung des Moorwasserstandes gestoppt. Somit werden unter nassen Bedingungen erheblich weniger Treibhausgase abgegeben. Die erfolgreiche Arbeit zum Schutz der Moore in Bayern wurde über die zurückliegenden 15 Jahres mit dem Moorschutzmanagement des Freistaats stetig ausgebaut und sollte unbedingt weitergeführt werden, sagt Achim Rücker, 2. Vorsitzender des BN, Kreisgruppe Bad Tölz-Wolfratshausen.

Pater Karl Geißinger äußerte sich bereits im Vorfeld des Termins: „Die Bewahrung der Moore stärkt die Resilienz der in unsere Verantwortung gestellten natürlichen Grundlagen. Sie stärkt die belebte Umwelt, Wasser, Boden und Atmosphäre und damit die lokale Landwirtschaft, die Erholungsmöglichkeit für uns Menschen, die Lebensqualität und den Klimaschutz. Eine staatliche Finanzierung ist Voraussetzung für die Umsetzung dieser gesamtgesellschaftlichen Aufgabe“.

Marlis Peischer
Press Officer / Head of the Press Office
Bad Tölz-Wolfratshausen District Office